8. Mai muss Feiertag werden
Petition von VVN-BdA und Esther Bajerano
Die Auschwitzüberlebende Esther Bejarano hat eine Petition mit der Forderung nach einem gesetzlichen Feiertag am 8. Mai, dem Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg, gestartet. Bis zum Redaktionsschluss wurde sie von weit mehr als 40.000 Menschen gezeichnet.
Die militärische Zerschlagung des Faschismus durch die Alliierten, Partisaninnen und Partisanen und Widerstandskämpfer als Befreiung zu begreifen, bedeute, die richtigen Schlüsse zu ziehen und auch so zu handeln, so Bejarano. Es sei nicht hinnehmbar, dass 75 Jahre danach extreme Rechte in allen deutschen Parlamenten sitzen und in immer rascherer Folge Mord auf Mord folge. Sonntagsreden, die Betroffenheit zeigen, reichten nicht. Es müsse gestritten werden für die neue Welt des Friedens und der Freiheit, die die befreiten Häftlinge im Schwur von Buchenwald als Auftrag hinterlassen haben.
„Ein offizieller bundesweiter Feiertag wäre dafür die regelmäßige Verpflichtung. – Nicht nur, aber eben auch an jedem 8. Mai“, heißt es in der Petition. Deshalb: Achter Mai – arbeitsfrei! Zeit für Antifaschismus!
Die Petition kann unterzeichnet werden unter: change.org/8Mai
Bis Heute, 04.05.2020 , ca.80000 Unterschriften gesammelt.
Befreiung und Neuanfang
Ulrich Schneider • Europa und der 8. Mai 2019
In den kommenden Tagen werden fast alle bürgerlichen Medien mit Bezug auf die Wahlen zum Europäischen Parlament den 9. Mai als „Europatag“ abfeiern. Dabei wird man tunlichst „vergessen“, dass der 9. Mai 1945 – nicht nur in Russland – als „Tag des Sieges“ über den deutschen Faschismus begangen wird. In unserem Land begehen die Antifaschisten seit vielen Jahrzehnten den 8. Mai als „Tag der Befreiung von Faschismus und Krieg“. Dieser Sieg und damit unsere Befreiung war die Voraussetzung für einen antifaschistisch-demokratischen Neuanfang in ganz Europa.
Die Antifaschisten Europas – zwangsweise vereinigt in den Konzentrationslagern und Haftstätten, aber freiwillig vereint im gemeinsamen Widerstand – schufen ein neues Fundament für den europäischen Gedanken. Wir sollten heute daran erinnern, dass die Antifaschisten ein einiges Europa planten, jedoch ein demokratisches Europa. „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung, der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel! Das sind wir den gemordeten Kameraden schuldig“, heißt es im Schwur von Buchenwald vom 19. April 1945.
Ähnlich formulierten es die Häftlinge des KZ Mauthausen im Mai 1945: „Wir wollen nach erlangter Freiheit und nach Erkämpfung der Freiheit unserer Nationen die internationale Solidarität des Lagers in unserem Gedächtnis bewahren und daraus die Lehren ziehen:
Wir werden einen gemeinsamen Weg beschreiten, den Weg der unteilbaren Freiheit aller Völker, den Weg der gegenseitigen Achtung, den Weg der Zusammenarbeit am großen Werk des Aufbaus einer neuen, für alle gerechten, freien Welt.“
Die Idee eines geeinten Europas ist also unmittelbar verbunden mit der Erinnerung an die Ziele des antifaschistischen Widerstandes und der Anti-Hitler-Koalition. Durch deren Handeln wurde die Hegemonie des deutschen Nazismus und eine auf Rassismus und nationaler Vorherrschaft basierende Neuordnung Europas verhindert und eine demokratische und humanistische Perspektive für Europa ermöglicht. Die Erinnerung an diese historischen Wurzeln ist ein Vermächtnis, das sich auch in der Bewahrung der Zeugnisse von Widerstand und Verfolgung sowie der Orte faschistischer Verbrechen, wie beispielsweise die faschistischen Konzentrationslager, ausdrücken muss.
Die Antifaschisten hatten bereits 1945 klare Vorstellungen von Europa. Sie sind bis heute aktuell. Deshalb fordern die FIR und ihre Mitgliedsverbände, dass Europa nicht das Europa der Kapitalinteressen, der Großunternehmen und Großbanken sein darf. Wir wollen keine „Festung Europa“, die die zahllosen Toten im Mittelmeer billigend in Kauf nimmt. Europa muss offen bleiben für Menschen, die vor Krieg, politischer oder religiöser Verfolgung, Hunger und Ausbeutung fliehen.
Wir wollen ein Europa, das eine Außenpolitik betreibt, die nicht dazu beiträgt, dass in den nordafrikanischen Staaten oder im Nahen Osten Krieg, Elend und andere Fluchtgründe zunehmen.
Wir fordern daher von allen Staaten der EU, dass sie – statt Rechtspopulismus und Fluchtursachen zu verstärken – eine aktive Politik gegen den zunehmenden Rassismus und die Xenophobie betreiben. Europa kann nicht auf der Basis der Abschottung entstehen, sondern muss durch Offenheit und Toleranz geprägt sein.
Wir wollen ein Europa, das sich seiner antifaschistischen Wurzeln bewusst ist und sich deshalb gegen jegliche Form von Holocaustleugnung, Verfälschung des Widerstandskampfes, Zerstörung von Gedenkorten, Geschichtsrevisionismus und Rehabilitierung von SS-Verbrechern einsetzt.
Der 8. Mai 2019 ist in Vorbereitung auf die anstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament eine gute Möglichkeit, diese Botschaft öffentlich zu verbreiten.
Setzen wir gemeinsam ein Zeichen für ein friedliches, solidarisches und sozial gerechtes Europa, für ein Europa ohne Faschismus und Rassismus, für ein antifaschistisches Europa, das nicht an den Außengrenzen der EU endet! im Mai 2019, UZ- Unsere Zeit