8. Mai – Feiertag!

Die Befreiung ist ein Grund zum Feiern

Ulrich Schneider  UZ vom 7. Mai 2021

Im letzten Jahr erklärte der Berliner Senat – anlässlich des 75. Jahrestags – den 8. Mai zum Feiertag. Infolge der Corona-Einschränkungen hatte das wenige Auswirkungen, selbst öffentliche Versammlungen zur Feier des Tages waren massiv eingeschränkt. Wer im politischen Berlin geglaubt haben sollte, dass mit dem einmaligen Feiertag das Thema vom Tisch sei, wird in diesem Jahr eines Besseren belehrt. Erneut fordern antifaschistische Verbände, Gewerkschaften, Initiativen und gesellschaftliche Kräfte im ganzen Bundesgebiet, den 8. Mai zum Feiertag zu erklären.

Sie betonen, woran immer wieder erinnert werden muss: Der 8. Mai 1945 markiert mit dem militärischen Sieg der Anti-Hitler-Koalition die Befreiung von der faschistischen Barbarei,

  • die politischen Gegner und Andersdenkende ausgrenzte, verfolgte und ermordete,
  • die Menschen als „Gemeinschaftsfremde“ diffamierte, wie zum Beispiel Homosexuelle, sogenannte „Asoziale“ oder „Berufsverbrecher“ und als nicht zur „Volksgemeinschaft“ gehörig ausgrenzte und verfolgte,
  • die Menschen allein aus einer konstruierten Rassezugehörigkeit als Juden, als Sinti und Roma, als Slawen millionenfach ermordete,
  • das Europa und selbst Länder und Völker in anderen Teilen der Welt mit Krieg, Okkupation und Vernichtung überzog, mit dem Ziel der imperialen Hegemonie und der Zerschlagung der Sowjetunion,
  • die im grausamen Ergebnis über 60 Millionen Menschen das Leben kostete.

An diesem Tag gilt der Dank den Angehörigen der Streitkräfte der Alliierten, vor allem der Roten Armee, die die Hauptlast des Krieges trug, die diese Bedrohung auch militärisch zerschlugen.

Zu danken ist den Partisanen und dem Widerstand in allen vom Faschismus okkupierten Ländern, bei denen die Kommunisten in den ersten Reihen standen, die ihr Leben einsetzten für die Freiheit ihrer Heimat. Zu ihnen gehörten auch deutsche Antifaschisten, die konspirativ im faschistischen Deutschland oder vom Exil aus in den Reihen der Partisanen und der alliierten Streitkräfte für die Befreiung ihres eigenen Landes kämpften.

Erinnerung und Dankbarkeit sind gute Gründe, am 8. Mai zu feiern. Aber es müssen auch politische Konsequenzen gezogen werden. So gilt es gemeinsam Neonazis und Rassismus entschieden entgegenzutreten – auf der Straße, in den Parlamenten und in den Institutionen. Und gleichzeitig müssen im Sinne der Losung „Nie wieder Krieg“ die Logik des Militärischen durchbrochen und Auslandseinsätze der Bundeswehr und Waffenexporte gestoppt werden. So werden gemeinsame Feiern tatsächlich glaubwürdig.

In ihrer Erklärung zum 8. Mai betont die VVN-BdA:

„Für uns bleibt das Vermächtnis der Überlebenden der Konzentrationslager, wie sie es im „Schwur von Buchenwald“ formuliert haben: „Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln, Schaffung einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit“, eine politische Verpflichtung für heute und morgen: einzutreten für umfassende politische und soziale Menschenrechte, für Frieden, Freiheit und Demokratie.

In diesem Sinne fordern wir gemeinsam mit unserer Ehrenpräsidentin Esther Bejarano:

„Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann. Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.“

Mehr als 120.000 Menschen haben diesen Appell bereits unterstützt – es ist an der Zeit: Der 8. Mai muss Feiertag werden!“

Der Autor ist Bundessprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR).

Der 8. Mai 1987 in Dorsten.

Veranstaltung der DKP Dorsten mit Vertretern der sowjetischen Botschaft auf dem sowjetischen Friedhof in Holsterhausen. Dort sind 413 Sowjetbürger begraben, die im Faschismus in Dorsten wegen unmenschlicher Lebens- und Arbeitsbedingungen gestorben sind.

Auf dem Marktplatz veranstaltete ein breites Bündnis ein Friedensfest.