8.März – Frauentag

Frauentag im Stream

Seit über 30 Jahren führt der Essener DKP-Frauenarbeitskreis eine Veranstaltung zum Internationalen Frauentag durch. Die selbst erarbeiteten und aufgeführten Programme, meistens satirische Revuen, kamen nicht nur in Essen auf die Bühne, sondern auch in anderen Städten sowie beim UZ-Pressefest und den Festivals der Jugend. Bereits im vergangenen Jahr begann die Arbeit für die diesjährige Aufführung zum Thema „Corona“. Eben dieses Virus machte dem Ganzen nun einen Strich durch die Rechnung. Durch die Pandemie steht weder die Bühne zur Verfügung, noch konnten ausreichend Proben durchgeführt werden. Aber ein Internationaler Frauentag ohne kämpferische Grüße des Frauenarbeitskreises ist für uns nicht denkbar. Also gehen wir online!

Nicht mit einem großen Programm, sondern mit einem kleinen, aber feinen Filmchen. Pünktlich am 8. März wird er bei YouTube über unsere-zeit.de zu sehen sein und ein Lachen und viel Frauenpower durch den Äther schicken. Ein idealer Gruß am Frauentag auch zum Weiterleiten.

Video auf Youtube

Patrik Köbele, Vorsitzender der DKP zum Internationalen Frauentag 2021

Liebe Leserinnen, liebe Genossinnen,

Patrik Köbele – | UZ vom 5. März 2021

„Wir müssen Sorge tragen, dass der Frauentag nicht nur eine glänzende Demonstration für die politische Gleichberechtigung des weiblichen Geschlechts, sondern darüber hinaus der Ausdruck einer Rebellion gegen den Kapitalismus, eine leidenschaftliche Kampfansage all den reaktionären Maßnahmen der besitzenden und ihrer willfähigen Dienerschaft, der Regierung, ist.“

Was Clara Zetkin zur Einführung des Internationalen Frauentags vor 110 Jahren schrieb, ist heute noch so aktuell wie damals. So wird jedes Jahr zum Internationalen Frauentag, dem sein kämpferischer Inhalt entzogen werden soll, indem man ihn „Weltfrauentag“ nennt, die Frauenquote für DAX-Vorstände gelobt. Sie loben die gendergerechte Sprache, derer sich Medien, Behörden und Regierung bedienen, genauso wie die Tatsache, dass die herrschende Klasse sich in diesem Land eine Bundeskanzlerin leistet.

Es ist keine Gleichberechtigung, wenn heute eine Kriegsministerin auch Soldatinnen zum Morden und Sterben für die Interessen des Kapitals in alle Welt schicken kann und im Vorstand von Rüstungskonzernen auch Frauen auf den hervorragenden Profit anstoßen, der damit gemacht wird. Dass zu denen, die in diesem Land bestimmen, nun auch ein paar Frauen gehören, ändert nichts an der doppelten Ausbeutung der Frauen im Kapitalismus. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ist ein sozialer Kampf, ist Kampf gegen Hochrüstung und Militarisierung. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frau ist von seinem Inhalt her ein antikapitalistischer Kampf – er wird sich deshalb auch gegen die weiblichen Kader der herrschenden Klasse richten müssen.
Er ist ein Kampf, den wir gemeinsam führen müssen. In diesem Sinne: Heraus zum 8. März und herzlichen Glückwunsch zum Internationalen Frauentag!


Eine bissige Kolumne von Lucas Zeise zu der Entwicklung der Frauenrechte in unseren Gesellschaft die aber Verhältnisse treffend wiedergibt.

Das doppelte Elend der Frau besteht weiter

Die Ehe gehört abgeschafft

Lucas Zeise / UZ vom 26. Februar 2021 

Der Frauentag naht. Und wie jedes Jahr ist die Gleichberechtigung der Geschlechter wieder ein riesiges Stück vorangekommen. Die Konzerne haben sich verpflichtet, ein paar mehr weibliche Mitglieder in ihre Vorstandsetagen zu hieven. An manchen Stellen werden Frauen im gleichen Job so gut wie Männer bezahlt. Fortschrittliche Parteien bevorzugen Frauen auf der RednerInnenliste und bei der Besetzung von Führungspositionen. Die Kanzlerin ist schon seit 2005 im Amt und hat die Menschen daran gewöhnt, dass Frauen an der Spitze stehen können. Formulare und Behördenschreiben werden geschlechtsneutral oder doppelt formuliert. Talkshow-ModeratorInnen formulieren knackig atemholend mit Binnen–I. Kurz, die Frauen stehen kurz vor dem Ziel: Diskriminierung in Bild, Ton, Wort und Paragraphen wird wunderbar weit eliminiert.

Das faktische doppelte Elend der Frauen im System der Ehe aber bleibt.

Seit 2017 können sich in Deutschland auch unsere homosexuellen Mitmenschen unter den Schutz des Instituts der Ehe begeben. Die alte klapprige Institution tritt hier in der Gestalt der Retterin vor besonders bösartiger Diskriminierung auf. Wie absurd das ist, kann man gut daran erkennen, dass noch am Vorweihnachtstag des Jahres 2017 unser heutiger Gesundheitsminister Jens Spahn, damals schon ein begnadeter Karrierist auf dem Weg nach oben, seinen gleichgeschlechtlichen Partner geheiratet hat.

Für die Mehrzahl der Frauen (bürgerliche und proletarische) war die Ehe vor allem ein System der Unterdrückung. Erst als die Verfügungsgewalt des Mannes beseitigt und paritätische Scheidungsgesetze verabschiedet waren, hörte die Ehe auf, ein Gefängnis zu sein, in dem der mitgefangene Wärter alle Schlüssel hat.

Sie ist heute wie früher populär.

Sie bringt mangels Alternative ökonomische und rechtliche Vorteile. Wer sich entschieden hat, zusammenleben zu wollen, wechselt deshalb gern (ökonomisch gezwungen) in den Ehestand. Nur sich scheiden zu lassen muss man sich leisten können. Der Rechtsvorgang der Scheidung ist dabei nicht das Problem. Aber zwei Haushalte statt einem und dieselbe Zahl Kinder zu unterhalten, ist nicht zu stemmen. Ökonomisch ist es unvermeidlich für beide Seiten, sich schnell wieder mit einem (Ehe)partner zusammenzutun.

Die vom Staat protegierte Zweipersonenehe bleibt so als Lebensmodell erhalten. Obwohl die kleinbürgerliche oder proletarische Kleinfamilie von Soziologengenerationen für tot erklärt worden ist, lebt sie unverdrossen und immer wiederholt weiter. Die Reproduktion der Gesellschaft, die Kinderaufzucht, basiert auf diesen unermüdlichen Zweierteams. Sie rekrutieren sich mangels Alternative immer wieder selbst zu dieser Pflicht (Grundgesetz), Lust und Arbeit. Der Staat hält die Zuschüsse und Hilfen für die Kinder auf mäßigem Niveau und investiert nur das Nötigste ins Bildungssystem. Dass in diesen systematisch überforderten Zweierteams von Lohnarbeitern die Frauen regelmäßig und systematisch die Überlast tragen, ist bekannt. Der Mutterschaftsurlaub auch für die Männer ändert daran wenig. Schon bei der sogenannten Partnerschaftswahl (dem Heiratsmarkt) müssen junge Frauen, wollen sie Kinder, das Ende ihrer Gebärfähigkeit kalkulieren, was ihre Wahlfähigkeit bei Partner- und Berufswahl einschränkt.

Die Ehe hat die Überlast der Frauen nicht produziert. Aber sie gehört zum System, das den ökonomischen und sozialen Zwang produziert, der den Frauen die Reproduktionsarbeit der Gesellschaft einseitig aufbürdet. Die Ehe gehört immer noch und immer wieder abgeschafft.

Das reicht natürlich nicht.

Es wird auch nötig sein, dass unter Initiative von Frauen beide Geschlechter in größeren Haushalten die Reproduktion, die Kindererziehung und das gemeinschaftliche Wohnen organisieren.